Profis 08.12.2017 - 18:00 Uhr
Parallelen in der Wortwahl der Trainer
Auch der Trainer von RB Leipzig spricht von Schärfe, Mentalität, Herausforderung und Effizienz

In der Pressekonferenz von Ralph Hasenhüttl am Tag vor dem Heimspiel von RB Leipzig gegen den 1. FSV Mainz 05 fanden sich phasenweise erstaunliche Parallelen zu der Veranstaltung mit Sandro Schwarz einen Tag zuvor in der OPEL ARENA. Der Respekt vor dem Gegner und das Herausheben von dessen Stärken nahmen jeweils einen breiten Rahmen ein. Und auch in ihrer Wortwahl griffen beide Trainer auf dasselbe Vokabular zurück. Auch bei Hasenhüttl war im Hinblick auf die Partie am Samstag (15:30 Uhr) wie bei seinem Trainerkollegen viel von Schärfe, von Mentalität, von Herausforderung, von Defensivverhalten und Effizienz die Rede.
Am Mittwochabend hat RB Leipzig sein letztes Gruppenspiel der Champions League absolviert und im eigenen Stadion gegen Besiktas Istanbul mit 1:2 verloren. Die erste Heimniederlage des Bundesligazweiten in dieser Saison, der zweite Spielverlust in Folge nach dem 0:4 zuletzt bei der TSG Hoffenheim. Nun kommt Mainz 05, und die Leipziger wollen den eigenen Negativtrend aufhalten und ihre Tabellenposition mit einem Dreier sichern. "Bis jetzt ist unsere Bilanz nach Champions-League-Auftritten positiv", sagt Hasenhüttl. "Wir haben von fünf Spielen vier gewonnen und eines unentschieden beendet. Es waren alles sehr enge Spiele. Ich erwarte auch morgen ein enges Spiel, in dem Kleinigkeiten entscheiden. Wir setzen alles dran, dass wir zu Hause unsere Aufgaben wieder machen. Wir müssen defensiv sehr vorsichtig sein. Mainz hat ein gutes Umschaltspiel, deswegen müssen wir aufpassen. Ich bin aber guter Dinge, dass wir uns wieder mit der notwendigen Schärfe präsentieren." Es sei vor allem eine Mentalitätsfrage, nun gegen die 05er einen Dreier nachzulegen." Das sei eine Herausforderung für die Mannschaft, die sie in diesem Jahr schon öfter gut gemeistert habe.
Hasenhüttl erwartet wenige Torchancen
Ein dickes Brett, das gebohrt werden müsse, so der RB-Coach. Genauso unangenehm, wie gegen einen Spitzenklub. "Wir wären schlecht beraten, das als leichte Aufgabe zu sehen. Es wird verstärkt darauf ankommen, wie clever, wie zielstrebig wir agieren. Es muss einfach eine hohe Effektivität in unser Spiel, denn so viele Chancen wie gegen Besiktas werden wir gegen Mainz nicht bekommen. Wir müssen aus diesen wenigen Chancen effektiver unser Tore machen. Es muss vielleicht auch mal ein 1:0 reichen. Dafür muss die Defensive besser agieren, besser stehen, konzentriert bei Standardsituationen sein", so der 50-Jährige.
Er sehe den Gegner als eine Mannschaft, die sehr variabel auftrete in verschiedenen Grundordnungen. Früh attackierend, früh Druck machend, egal gegen welchen Gegner. "Mainz ist keine Mannschaft, die sich versteckt, sondern die sich aktiv zeigen will, auch im eigenen Ballbesitz Lösungen sucht, sehr mutig von hinten heraus spielt. Ich glaube nicht, dass es ein Gegner sein wird, der sich nur hinten rein stellen will, weil der Trainer dafür steht, dass er mutig mitspielen will."
Bauchgefühl
RB muss am Samstag auf die verletzten Emil Forsberg und Marcel Sabitzer verzichten. Naby Keita und Bruma sind angeschlagen, ihr Einsatz ist fraglich. Er habe Aufstellungs-Optionen im Kopf, sagt der Trainer. Die könne man zwar bis zum Spiel nicht mehr trainieren, aber da das System bekannt sei, könne er da nach Bauchgefühl entscheiden. Das deutet darauf hin, dass die Leipziger wieder in ihrem gewohnten 4-4-2 auflaufen.
Nach der überragenden Aufstiegssaison als Vizemeister sind die Leipziger in dieser Saison wieder auf dem besten Weg, ihren Anspruch als zweite Kraft in der Liga zu unterstreichen. Der Klub hat im Sommer die Stürmer Davie Selke (Hertha BSC) und Oliver Burke (West Bromwich) sowie Mittelfeldmann Rani Khedira (Augsburg) abgegeben und sich auf dem Markt mit Kevin Kampl (Leverkusen) Jean-Kévin Augustine (PSG), Bruma (Galatasaray) oder Ibrahima Konaté (FC Sochaux) verstärkt. Und hat dafür insgesamt rund 60 Millionen Euro ausgegeben. Die hohen Ansprüche haben nun mit dem Aus in der Gruppenphase der Champions League einen Dämpfer bekommen. "Allerdings gibt’s bei uns null Ernüchterung", sagt Hasenhüttl. Die sieben Punkte, die das Team in seinem ersten Auftritt in der europäischen Königsklasse geholt habe, seien okay. "Unser Stolz ist dennoch groß, weiter international spielen zu dürfen. Für die Mannschaft", so der Trainer, "ist es wichtig, jetzt auch mal in einer K.o.-Phase dabei zu sein, Erfahrungen zu sammeln in der Europa League". Einen Wettbewerb, den der Österreicher, wie er sagt, wesentlich höher einschätzt als in der allgemeinen Wahrnehmung. "Das ist für diesen noch immer jungen Verein etwas Großartiges." Zunächst wartet mit Mainz 05 am Wochenende aber ein Europa-League-Teilnehmer der vergangenen Saison.