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Profis 25.08.2022 - 11:00 Uhr

Niclas Weiland über die Tor-Premiere gegen Bayer

"An seine Tore erinnert man sich einfach. Und an das erste Bundesligator sowieso": Der Ex-05ER erzählt von seinem ersten Treffer im Oberhaus und einer besonderen, emotionalen Zeit beim FSV

Niclas Weiland beim Heimspiel 2004 im Duell mit Leverkusens Diego Placente.

Nach dem gelungenen Saisonstart mit sieben Punkten aus drei Begegnungen empfängt der 1. FSV Mainz 05 nun am vierten Bundesliga-Spieltag Bayer 04 Leverkusen zum Heimspiel (Familienspieltag, Samstag, 27.08., 15:30 Uhr, live auf SKY und 05ER.fm, Tickets im Online-Shop). Das gab es schon einmal. In der Saison 2004/05, also im ersten Jahr ihrer Bundesliga-Zugehörigkeit, empfingen die Rheinhessen das Spitzenteam aus Leverkusen ebenfalls am vierten Spieltag und gewannen damals noch am Bruchweg vor knapp 20.000 Zuschauern mit 2:0. Es war der erste Bundesliga-Sieg gegen die Werkself, und Niclas Weiland erzielte seinerzeit mit seinem ersten Bundesliga-Treffer die 1:0-Führung. Benjamin Auer sorgte wenig später für den Endstand.

"Es ist eine ganze Weile her, und ich bin eigentlich nicht so der Beste im Erinnern", sagt Niclas Weiland. "Natürlich kann ich mich aber an mein Tor erinnern. An seine Tore erinnert man sich einfach. Und an das erste Bundesligator sowieso. Antonio da Silva hat von der linken Seite reingeflankt. Ich stand zuerst auf Höhe der 16-Meter-Linie und bin dann hinter die letzte Reihe von Leverkusen gekommen, habe den Ball mit rechts angenommen, die Kugel ist einmal aufgesprungen, und ich habe das Ding mit links reingehauen.“ Für den heute 50-Jährigen immer noch eine besondere Aktion. Auch weil die Leverkusener damals, wie eigentlich immer, allein von der personellen Besetzung her zu den absoluten Top-Teams zählten und weil Weiland und Auer die Treffer erzielten gegen die beiden damals aktuellen Innenverteidiger der brasilianischen Nationalmannschaft: Juan und Roque Junior. "Ich weiß auch noch, dass ich mit dem einen Brasilianer an der Außenlinie einen Zweikampf geführt habe, und er so ein bisschen an mir abgeprallt ist. Und dass Kloppo sich am Tag danach so begeistert darüber geäußert hat in der Presse. Es war eigentlich mehr eine Abwehr-Leistung.“ Weiland, damals Stammspieler auf der Rechtsaußen-Position, galt in Jürgen Klopps Trainerzeit am Bruchweg als der Pressing-Stürmer schlechthin, der immer drauf ging, mit seiner Schnelligkeit im Anlaufen, seinen Ballgewinnen, seinen Sprints am Flügel und seiner Torgefährlichkeit zu den tragenden Säulen der Mannschaft zählte. "Es war jedenfalls ein sehr anstrengendes Spiel. Und ich weiß noch, dass wir in der zweiten Halbzeit die beiden Tore gemacht haben, und dass die Leverkusener nicht so viele Chancen hatten. Der Sieg war nicht so glücklich, sondern auf eine gewisse Weise verdient."

In der Mainzer Presse stand anschließend: "Die Außenverteidiger Mathias Abel und Marco Rose haben die Bayer-Flügelstürmer Pawel Krzynowek und Paul Freier jederzeit im Griff. Die Offensivzentrale mit Robson Ponte, Franca und Berbatov kann sich gegen die engmaschige 05-Defensive nicht durchsetzen. Im Mittelfeld erzwingen Christoph Babatz und Jürgen Kramny ein Patt. Die beiden Tore fallen binnen vier Minuten. In der Summe ein Spiel, in das die 05ER sehr viel investieren müssen, dass sie aber spielerisch und taktisch auf hohem Niveau nach Hause bringen.“ Nur außerhalb von Mainz hat man das seinerzeit anders gesehen. Da wurde der Erfolg ausschließlich mit der schwachen Tagesform der Spitzenmannschaft begründet. So etwas passiert den Rheinhessen mitunter heute noch. 

25.08.2022

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"Taktisch und von der kämpferischen Einstellung her, waren wir allen ebenbürtig"

Neben den genannten Brasilianern standen noch die Nationalspieler Placente (Argentinien), Carsten Ramelow, Bernd Schneider und Freier (alle Deutschland) sowie der Ex-05ER Andrej Voronin als ukrainischer Nationalspieler für Bayer 04 auf dem Platz. "Wir haben in diesem Spiel im 4-4-2 gespielt, aber damals häufig auch im 4-3-3. Das konnten wir eigentlich alle, da waren wir flexibel. Ich sage mal so, taktisch und von der kämpferischen Einstellung her, waren wir allen ebenbürtig. In der Bundesliga haben wir uns nie verstecken müssen.  Das sind schöne Erinnerungen."

Emotional sei die Mannschaft sowieso in einem Flow gewesen. "Das ging aus der Zweiten Liga fast nahtlos über. Es passte halt alles, die Mannschaft hatte sich nur stückweise verändert, riesengroße Umbrüche gab es da nicht so. Es lief einfach. Wir sind dann auch zweimal Elfter geworden Ich habe es immer klasse gefunden, weil wir immer dasselbe Trainer-Team hatten mit Kloppo und Zeljko Buvac. Ich hatte auch Zeiten vorher erlebt, in denen es viele Trainer-Wechsel gab. Und man muss sagen, es war eine Steigerung der Euphorie. Nach der ganzen Dramaturgie vorher es dann geschafft zu haben und aufzusteigen, war schon der Hammer. Bei meinem ersten Training mit Mainz 05 waren vielleicht 20 Rentner da, wenn überhaupt. Beim ersten Bundesliga-Training waren 20.000 da. Auch bei den Auswärtsspielen. Wie viele Familien, wie viele Fans mit uns unterwegs waren.  Es war wunderbar. Insgesamt diese Zeit, auch die Jahre vor dem Aufstieg, waren hervorragend. Klar, hatten die dann immer dieses bittere Ende. Für den Bekanntheitsgrad von Mainz 05 war das aber riesig, besser ging‘s ja nicht“, so der frühere 05-Rechtsaußen.

Jubel nach seinem ersten Bundesliga-Treffer: Niclas Weiland mit Tamas Bodog (li.) und Benjamin Auer (re.).

Die beste und emotionalste Zeit als Fußballer

Die Zeit beim FSV sei für ihn persönlich die beste Zeit als Fußballer gewesen und auch die emotionalste. "Was bei Mainz 05 so besonders war", sagt er heute, "man war an etwas beteiligt, das sich im Aufbau befand, man war dabei, als etwas entstanden ist. Unser Teil dieser 05-Geschichte war es, so etwas aufzubauen. Das war großartig. Ich weiß nicht, ob es die Typen waren, oder ob die Situationen einen dann zusammenschweißen. Vielleicht ist es etwas von beidem." Man höre so etwas heute auch noch oft von Start-up-Unternehmen. "Die haben mit zwei, drei Leuten angefangen und nehmen immer einen dazu, der irgendwie passt. Beim Fußball ist etwas anders, wir haben auch Spieler verpflichtet, die es nicht so geschafft haben bei uns, das muss man auch sagen. Doch der Stamm war fast über fünf Jahre zusammen: Michael Thurk ist nochmal kurz weg gewesen, aber Mathias Abel war vier Jahre da, Marco Rose auch, Kramny fünf, mein Bruder Dennis fünf, ich fünf, Babatz fünf, Dimo Wache fünf, Robert Nikolic und Benny Auer vier", sagt Weiland, der zwischen 2001 und 2006 insgesamt 105 Spiele für den FSV absolviert und 14 Tore erzielt hat.

Der einstige Rechtsaußen hat nach dem Ende seiner Laufbahn noch ein Sportstudium absolviert und arbeitet heute in einer Praxis für Physiotherapie in Kostheim. Ein 05ER ist er nach wie vor und verfolgt die aktuelle Situation des Teams von Bo Svensson immer mit großem Interesse. "Ich hatte tatsächlich vor dieser Saison schon ein gutes Gefühl", erzählt er. "Ich tippe immer mit einem Herrn, der bei mir trainiert, und da lag ich bisher gut. Er hat gesagt, es wird ein schwieriger Saisonstart, ich habe gesagt, dass ich glaube, dass wir gut starten. In Augsburg, da war so eine Haltung da, auch wenn etwas Glück dabei ist, in der Nachspielzeit noch das Siegtor zu machen. Ich glaube, dass wir einen sehr guten Start hatten, weil wir jetzt schon zwei Teams, die mit uns immer auf Augenhöhe waren, auswärts geschlagen haben. Jetzt käme ein 2:0 gegen Leverkusen gerade richtig. Am liebsten mit Toren in der zweiten Halbzeit. Wie damals, in unserer ersten Bundesligasaison."