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Profis 21.08.2023 - 13:00 Uhr

Kurioses nach verpatztem Start

Ajorque verschießt zwei Elfer und trifft einmal die Latte bei höchster Mainzer Auftakt-Niederlage in der Bundesliga

"Es gibt sehr viele Sachen, die wir von diesem Spiel lernen müssen", sagte Cheftrainer Bo Svensson (2. v. li.).

Die gute Vorbereitung, die gewonnenen Testspiele, das problemlose Weiterkommen im DFB-Pokal. Das alles war nach neun gespielten Minuten im Stadion an der Alten Försterei in Berlin-Köpenick nur noch Makulatur. Denn zu diesem Zeitpunkt führte Union Berlin zum Auftakt der neuen Bundesligasaison bereits komfortabel mit 2:0, und der 1. FSV Mainz 05 steuerte einem ziemlich bitteren und misslungenen Saisonstart entgegen. Auch wenn die nie aufgebenden Gäste im Laufe dieser Partie noch vieles versuchten, um dieses Szenario zu verhindern. Am Ende jedoch kassierte der FSV beim Champions-League-Teilnehmer Union Berlin mit 1:4 die höchste Auftaktniederlage überhaupt in der Ersten Liga.

"Die Vorbereitung ist vorbei, und zählt nicht mehr. Das 4:1 ist sehr deutlich“, sagte Robin Zentner nach dem Abpfiff. "Der Fehlstart hat uns das Spiel gekostet. In der zweiten Halbzeit waren wir die gefährlichere Mannschaft mit zwei verschossenen Elfmetern und einem Lattentreffer. Deshalb müssen wir uns sehr viel an die eigene Nase fassen“, erklärte Martin Schmidt. "Über viele Strecken des Spiels war es gut, war es nicht so schlechter, wie es das Ergebnis aussagt. Und trotzdem ist es eine Niederlage zum Saisonstart, auf die wir reagieren müssen“, fügte der 05-Sportdirektor hinzu.

05ER.TV 21.08.2023

PK nach #FCUM05

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Am Anfang nicht präsent

Es war ihre überraschend schläfrige Anfangsphase, die den Rheinhessen nach Ansicht aller Beteiligten sofort den Wind aus den Segeln nahm und das Spiel in eine Richtung drehte, die extrem viel Aufwand erforderte, um trotz allem bis zum Schluss die Hoffnung auf ein besseres Ergebnis aufrecht zu erhalten. Vor allen Dingen das, was sich innerhalb der ersten zehn Minuten im eigenen Strafraum zugetragen hatte, machte den Mainzern im Nachhinein gewaltig zu schaffen. Zweimal flankten die Berliner, das erste Mal nach nicht mal 60 Sekunden, zweimal köpfte Kevin Behrens die Kugel ins Netz. "Wir waren gar nicht präsent am Anfang. So kann man hier nicht verteidigen. Es ist bekannt, dass die Berliner gute Flanken schlagen, dass sie mit Behrens einen guten Kopfballspieler haben. Der köpft zweimal in neun Minuten komplett blank aus fünf Metern den Ball rein. Dann darf man nicht erwarten, dass man hier was holen kann“, schimpfte Bo Svensson später über die Art und Weise, wie sein Team in dieses Spiel hinein gegangen war. "Union war von der ersten Sekunde an immer einen Schritt schneller und wir genau das Gegenteil. Das wurde eiskalt bestraft, sehr früh und sehr hart“, kommentierte 05-Torhüter Zentner, der an allen Treffern machtlos war, diese Phase. Ohne allerdings eine Erklärung dafür parat zu haben, zu finden, wie das Ganze passieren konnte. "Fakt war, dass wir nicht bereit waren von Anfang an. Und dass die Wachrüttler jedes Mal Gegentore waren. Wenn der Wachrüttler an den Pfosten geht oder drüber und nicht in dieser Konsequenz bestraft wird, kann es anders laufen", so der 28-Jährige.

Nach diesem frühen, klaren Rückstand lief es auch besser, obwohl das Mainzer Team eine ganze Weile dafür brauchte. Ein Treffer nach genau demselben Muster wie zuvor brachte den Hauptstadt-Klub jedoch in der besten Phase der Rheinhessen erneut mit  zwei Treffern in Führung, nachdem Antony Caci mit seinem sehenswerten Volleyschuss ins lange Eck der zwischenzeitliche Anschlusstreffer gelungen war. Mitte der zweiten Hälfte leisteten sich die Mainzer dann aber sowohl auf dem Flügel als auch im Zentrum dieselben schwächen wie in der Anfangsphase und verhalfen Behrens damit zum 3:1 und zu dessen erstem Dreierpack in der Bundesliga.

Keine gute Figur beim dritten Gegentor

"Beim 1:3 macht unsere Kette wieder keine gute Figur. Das ist viel zu billig“, kritisierte der Cheftrainer. Die Berliner Spielweise sei kein Geheimnis, "aber wir rollen den roten Teppich für Behrens aus“, so der Däne weiter. "Wir thematisieren die ganze Woche die Flanken von Union, und dann kriegen wir solche Tore“, kritisierte Zentner das Verhalten seiner Vorderleute. "Wenn die Flanke erst mal kommt, dann überspringt Behrens Stefan Bell, das kann mal passieren“, sagte Svensson. Die weite Halbzeit gefiel dem Coach dennoch deutlich besser als die Vorstellung seiner Profis in den ersten 45 Minuten. "Das war ganz okay, wir sind zurückgekommen, waren gut im Spiel, haben alles probiert, Union von unserem Tor entfernt gehalten und nicht viel zugelassen“, sagte er.

Eigengewächs Brajan Gruda brachte nach seiner Einwechslung Schwung ins das Mainzer Angriffsspiel.

"Ludo kriegt alle Unterstützung, die er braucht“

Tatsächlich stand das Spiel nach etwa 60 Minuten auf der Kippe. Bereits vor Cacis Tor leitete der starke Brajan Gruda eine Topchance ein. Das Eigengewächs zog nach einem langen Pass von Anton Stach entschlossen einen Sprint in den Strafraum an, wurde von Leite zu Fall gebracht. Ludovic Ajorque übernahm wie schon in der Vorwoche in Elversberg die Verantwortung. Frederik Rönnow hielt jedoch den nicht sonderlich platziert geschossenen Strafstoß. Genauso wie in der Schlussphase, als sich der Franzose nach einem Handspiel von Robin Knoche im eigenen Strafraum noch einmal den Ball auf den Elfmeterpunkt legte und diesmal mit einem Schuss in die andere Ecke am Union-Keeper scheiterte. Damit verewigte sich Ajorque ungewollt in den Geschichtsbüchern der Bundesliga als erster Profi, der zwei Strafstöße in einem Spiel nicht verwandeln konnte. "Zwei verschossene Elfmeter, das ist natürlich kurios“, sagte der 05-Coch. "Im Endeffekt gibt es aber sehr viele Sachen, die wir von diesem Spiel lernen müssen. Wir werden Ludo wieder hinbekommen, es geht weiter, wir werden sehen, wieviel Unterstützung er braucht. Braucht er die, kriegt er sie.“ Die Mitspieler des Mittelstürmers reagierten ähnlich. "Zwei Elfmeter zu verschießen, tut sehr weh, aber es spricht auch für Ludos Selbstverständnis. Ihn selbst regt es am meisten auf, niemand ist ihm böse. Davon abgesehen ist er stabil und gefestigt und wird die richtige Antwort geben in den kommenden Wochen ", erklärte Bell. 

Über das 1:4 schließlich wollte nach der Niederlage bei den Gästen keiner mehr reden, denn der Treffer von Milos Pantovic fiel unmittelbar vor dem Schlusspfiff nach einem Konter im Anschluss an eine Ecke, bei der die Mainzer noch einmal alles nach vorne geworfen hatten. "Es tut es heute sehr weh heute, denn so viele Chancen hatten wir gegen Union selten in den letzten Jahren“, betonte bell. "Das Resultat hört sich anders an, als das Spiel war. Trotzdem müssen wir darauf reagieren und beim nächsten Spiel daheim gegen Frankfurt von der ersten Minute an bereit sein, ein ganz anderes Gesicht zeigen“, forderte der Sportdirektor. Am Sonntag (15.30 Uhr, live auf DAZN & 05ER.fm) kommt es in der MEWA ARENA im ersten Heimspiel der neuen Runde gleich zum immer spannenden Nachbarschaftsduell mit der Frankfurter Eintracht.

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