Verein 18.01.2018 - 19:05 Uhr

05 Fragen an Stefan Hofmann

Die Kandidaten auf den Vereinsvorsitz stellen sich vor

Am Sonntag bestimmen die Mitglieder des 1. FSV Mainz 05 im Rahmen der außerordentlichen Mitgliederversammlung in der Halle 45 den neuen Vereinsvorsitz. An dieser Stelle präsentiert www.mainz05.de die Kandidaten. Dazu haben Silvio Aita, Jürgen Doetz, Eva-Maria Federhenn & Stefan Hofmann fünf Fragen rund um ihre Kandidatur beantwortet.

Herr Hofmann, wann und weshalb reifte in Ihnen die Entscheidung, für den Vorstandsvorsitz bei Mainz 05 zu kandidieren?

Hofmann: Der Trainer Wolfgang Frank und seine fußballerisch fast revolutionären Ideen haben meine Begeisterung für Mainz 05 entfacht, nachdem ich auch in den 70er und 80er Jahren bereits Spiele am Bruchweg verfolgt habe. Durch zwölf intensive Jahre der kontinuierlichen Aufbauarbeit in unserem Nachwuchsleistungszentrum ist aus der Begeisterung eine sehr starke Identifikation gewachsen. Diese bezieht sich nicht nur auf den Sport, sondern auch auf den Umgang aller Abteilungen und Personen im Verein untereinander und die besondere Atmosphäre in unserem Stadion. Ich kann mich ganz klar als überzeugten und bedingungslosen 05er bezeichnen. Es ist kein Geheimnis, wenn ich sage, dass wir uns in den letzten zwei Jahren sehr stark von den Grundwerten und damit auch den Alleinstellungsmerkmalen unseres Vereins entfernt haben. Natürlich hat mich das nicht unberührt gelassen und ich habe mir die Frage gestellt: Schaust du dir das ganze Treiben weiter aus der Distanz an oder bist du bereit Verantwortung zu übernehmen? Bist Du gewillt dafür zu kämpfen, dass wir unseren Verein zukunftsfähig aufstellen und zugleich im Kern wieder zu dem Mainz 05 machen, das wir kennen und lieben? Die Antwort darauf fiel nach einem längeren Spaziergang mit meiner Frau eindeutig aus! 

Was wären Ihre ersten Ansätze nach Amtsantritt bzw. welche Herausforderungen sehen Sie auf den Klub zukommen?

Hofmann: Mainz 05 ist ein wirtschaftlich kerngesunder Verein, der sich sportlich aus eigener Kraft in den letzten Jahren fest in der Bundesliga etabliert hat. Um diese Situation beneiden uns viele Vereine in ganz Deutschland. Aus meiner Sicht haben wir eine sehr gute Basis. Trotzdem dürfen wir nicht stehen bleiben und müssen uns weiterentwickeln. Ich denke da zuerst an eine stärkere Einbindung der Fans, an den Ausbau der Infrastruktur rund um unser Stadion und die Verbesserung der Trainingsbedingungen am Bruchweg. Verschiedene Veränderungen sind ja auch schon angepackt, wie zum Beispiel eine bessere Beteiligung der Fans über die neue Fanabteilung. Ein sehr wichtiger Schritt, um unseren Verein auf eine breitere Basis zu stellen. 

Aber die größte Herausforderung wird sein, den Verein nach innen und außen wieder zusammenzuführen. Mainz 05 stand in der Vergangenheit für eine besondere familiäre Atmosphäre, für Kontinuität, Ruhe und eine Fokussierung auf den Sport. Dazu hatten wir ein klares Gesicht und eine klare gemeinsame Position nach außen. All dies ist über die Strukturveränderung und das Ausscheiden unserer langjährigen Führungskräfte verloren gegangen. In diesem Bereich gilt es, mit vereinten Kräften auf den erfolgreichen Weg unserer Tradition zurückzukehren, während wir zeitgleich die Herausforderungen der Zukunft anpacken.

Was qualifiziert Sie persönlich, die anstehenden internen wie auch externen Herausforderungen zu meistern?

Hofmann: Ich bin kein Mensch, der sich von Machtansprüchen oder persönlichen Eitelkeiten leiten lässt, sondern ein absoluter Teamplayer, der seinen Ehrgeiz aus dem gemeinsamen Erfolg schöpft. Mir geht es mit meiner Bewerbung einzig und allein um das Wohl des Vereins, zu dem ich mit meiner eigenen Arbeit und gemeinsam mit allen Kolleginnen und Kollegen, Partnern und Fans beitragen möchte. 

Als Fußball-Lehrer ist natürlich eine meiner Kernkompetenzen der Fußball. Ich kenne die Abläufe und Inhalte auf einem Trainingsplatz, in einem Spiel oder auch in der Mannschaftsführung und kann damit viele Prozesse, die in diesem Sport ablaufen gut einordnen. Es kann nicht von Nachteil sein, wenn der Vereinsvorsitzende die Abläufe und Prozesse des Kerngeschäftes Profifußball gut kennt. Dabei liegt es mir fern, mich in die sportlichen Belange einzumischen. Wir haben einen herausragenden Sportvorstand, der in dieser schwierigen Phase des Vereins auf allen Ebenen einen sehr guten Job macht. Aber es geht um einen anderen Blick auf die Dinge, mit etwas mehr Abstand. 

Über viele Jahre habe ich zudem unser Nachwuchsleistungszentrum geführt, entwickelt und repräsentiert. Ein NLZ ist das Abbild eines Vereins, nur eben kleiner. Ich bin ich es gewohnt, Mitarbeiter zu führen und den Verein nach innen und außen zu vertreten. Durch meine Leitungsfunktion kenne ich auch die Arbeit in und mit den Spitzenverbänden DFL und DFB genauso wie auf der regionalen Ebene und in der Stadt aus eigener Praxis. Ich weiß, welche Aufgaben auf uns zukommen und ich möchte auf diesem gemeinsamen Weg mit meiner Arbeit und mit vollem Einsatz voranschreiten. 

Sollten Sie gewählt werden, wo sehen Sie sich und Mainz 05 in fünf Jahren?

Hofmann: Mainz 05 in fünf Jahren weiter in der ersten Liga zu sehen, mit einem tollen Trainingszentrum und einer Geschäftsstelle am Bruchweg, begeisternde Heimspiele in der Opel Arena mit einem Zuschauerschnitt von über 30.000, mit einer jungen dynamischen Mannschaft mit vielen Eigengewächsen, das ist für mich nicht nur ein Traum. Aus meiner Sicht sind das realistische Ziele, für die wir in den nächsten Jahren gemeinsam arbeiten und kämpfen sollten. Christian Heidel hat das vor rund zehn Jahren sehr passend formuliert: 'Uns muss es gelingen, Mainz 05 unter den besten 25 Vereinen in Deutschland zu etablieren.'  An dieser Zielsetzung hat sich für die nächsten fünf Jahre kaum etwas verändert. Durch die Veränderung der Vereinsstruktur wurde ein wichtiger erster Schritt gemacht. Wenn alle Positionen besetzt sind, sind wir auf der operativen Ebene sehr gut aufgestellt, um die Herausforderungen unserer Zukunft anzupacken. Unsere Kernaufgabe im Sport wird es auch weiterhin bleiben - weil wir eben nicht die finanziellen Ressourcen wie andere Vereine haben - Spieler zu entwickeln, Trainer zu entwickeln und mit dem Erlös aus eventuellen Verkäufen die Vereinsentwicklung in allen Bereichen voranzutreiben. Nur so haben wir dauerhaft eine Chance, im Konzert der ganz Großen mitzuspielen. Ob und wie dann Stefan Hofmann mitwirkt oder mitgewirkt hat, muss sich dann am 21. Januar entscheiden.  

Schildern Sie uns bitte den emotionalsten Moment, den Sie mit dem FSV erlebt haben?

Hofmann: Als aktiver Part so vieler Mannschaften kann ich mich unmöglich auf nur einen Moment festlegen. Für mich ist Mainz 05 insgesamt eine sehr emotionale Angelegenheit - wer sich bei unseren Heimspielen in der Nähe des E-Blocks aufhält, wird das sicher bestätigen können. Es gibt viele besondere Momente, die mir da einfallen: Dazu zählen der erste Bundesligaaufstieg, viele Profidebüts unserer Jungs aus dem NLZ wie zum Beispiel André Schürrle, Stefan Bell sowie zuletzt Suat Serdar und Ridle Baku, die Deutsche A-Juniorenmeisterschaft 2009, der Rekordstart unter Thomas Tuchel mit sieben Siegen in Serie (unter anderem in München) und natürlich die direkte Qualifikation für die Europa League in der vorletzten Saison. Aber auch das gewonnene Abstiegsendspiel gegen Eintracht Frankfurt in der letzten Saison ist mir noch in frischer Erinnerung. Welche Emotionen da freigesetzt wurden, ist kaum zu beschreiben. Ach ja, eine Niederlage ist mir auch in Erinnerung geblieben: 1:6 am Bruchweg gegen Werder Bremen im Oktober 2006 an einem Freitagabend. Nach einem wirklich tollen Fußballspiel (auch wenn das Ergebnis nicht darauf hindeutet) wurden die Spieler beider Teams mit 'Standing Ovations' verabschiedet. Wir hatten damals Besuch von der Academy des englischen Vereins Aston Villa und der Akademieleiter fragte mich: 'Stefan, what is that?' Ich sagte zu ihm: 'That’s Mainz 05…'.