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Profis 02.06.2023 - 17:40 Uhr

"Teamwork" bei der Kaderplanung

Heidel, Schmidt & Svensson blicken entspannt auf das kommende Transferfenster

Mit den Winterneuzugängen Ludovic Ajorque & Andreas Hanche-Olsen landeten die 05ER einen echten Coup.

Am Ende einer Spielzeit richtet sich der Blick zumeist schnell auf die kommende, so auch in diesem Jahr. Auch, wenn für die 05-Profis nun erstmal der wohlverdiente Urlaub ansteht, bevor man sich am 2. Juli am Bruchweg wiedertrifft, laufen die Planungen für die Spielzeit 2023/24 bereits auf Hochtouren. Zwar laufe die Kaderplanung 365 Tage im Jahr, in den kommenden Wochen werde man sich aber noch ein bisschen intensiver damit befassen, gab FSV-Coach Bo Svensson nach dem Ende der Saison einen Einblick. Gespräche mit möglichen Neuzugängen führe man bereits, ansonsten blicke man dieser Zeit entspannt entgegen, sind sich Svensson, Sportdirektor Martin Schmidt und der Vorstand Sport & Kommunikation Christian Heidel, der am heutigen Freitag seinen 60. Geburtstag feiert, einig.

Handlungsbedarf links hinten und im Tor

"Entwicklung und den Verein weiterbringen wird gerne darauf reduziert, was auf dem Platz geschieht. Darauf, welche Spieler wir kaufen oder weiterverkaufen“, sagt Schmidt und möchte diesen Bereich in der Betrachtung weiter auffächern. Entwicklung heiße auch Weiterentwicklung von Mitarbeitern, im Bereich Leistungsdiagnostik und Spielanalyse beispielsweise, um den Kader auch athletisch voranzubringen. "Faktisch ist die ganze Mannschaft, bis auf wenige Langzeitverletzte, die du immer hast, gesund. Wir investieren unheimlich viel in die sportmedizinische Abteilung und in Themen, die nicht groß auffallen, wo aber irgendwann Leistung herkommt“, so der Schweizer weiter.

Mit zu viel Geld könne man nämlich auch danebenliegen, führt Schmidt aus. "Das, was wir einsetzen, setzen wir sehr gezielt ein", sagt der Mainzer Sportdirektor, der hofft, dass ein Transfer für die linke Abwehrseite als Aarón-Ersatz ähnlich gut einschlägt, wie die Winterneuzugänge Ludovic Ajorque und Andreas Hanche-Olsen. Der Chat mit Heidel und Svensson werde in den kommenden Wochen also wieder heiß laufen, um den Kader auf jenen Positionen zu optimieren, auf denen man es für notwendig hält. 

Neben der Linksverteidiger-Position verändere sich auch auf der Torwart-Position durch den Weggang von Finn Dahmen, der sich dem FC Augsburg anschließt, die Konstellation. Bei einem möglichen Neuzugang sei man aber nicht wirklich auf ein bestimmtes Profil festgelegt. "Wenn er in die Torwartriege passt, kann der 25 aber auch 33 sein“, erklärt Heidel. Mit Blick auf Lasse Rieß gehe die Tendenz eher in Richtung eines etwas älteren, neuen Schlussmannes. "Wir sind da verhältnismäßig offen, es muss aber jemand sein, der vielleicht auch akzeptiert, die Nummer drei zu sein. Der Bessere wird dann auf der Bank sitzen, solange Robin Zentner gut hält.“

 

Abwarten, ob das Telefon klingelt

Ansonsten müsse man auf Anfragen reagieren. "Da werden wir im Teamwork die richtigen Wege gehen und die richtigen Schlüsse aus dieser Saison ziehen“, sagt Schmidt. Man schaue sich das Geschäft ob der Vertragssituation der eigenen Akteure in Ruhe an und warte erstmal ab, ob das Telefon klingelt, ergänzt Heidel. Zwar habe man einen guten Draht zu den Beratern der Spieler, sei immer auf dem Laufenden, "aber auch bei denen klingelt ab und zu mal das Telefon“, weiß der Mainzer Vorstand Sport & Kommunikation.

Der Angriff sei nach der Vertragsverlängerung von Karim Onisiwo mit Ajorque, Marcus Ingvartsen, Jonny Burkardt ("der sicher zurückkehren wird“) und auch den Talenten Nelson Weiper und Brajan Gruda sowie Marlon Mustapha und Delano Burgzorg jedenfalls besetzt wie lange nicht. "Da müssen wir nicht zwingend aktiv werden“, so Schmidt. 

Stetige Veränderungen auf dem Markt

Vielmehr gebe es im Wettbewerb um Spielzeit in einem Kader mit "22 plus X" Spielern immer Akteure, die hintenanstehen. "Da muss ein Spieler dann überlegen, wie groß die Chance ist, dass es im nächsten Jahr mehr wird“, so Heidel. Svensson sei dafür da, den Spielern seine Einschätzung für die kommende Saison zu vermitteln, Heidel selbst bespreche die Dinge zusammen mit Schmidt mit den Beratern, vom Hof jage man aber niemanden. "Du brauchst auch Spieler, die auf der Bank oder auf der Tribüne sitzen.“ Am Ende gehe es darum, einen funktionierenden Kader zu haben.

Dass man beim ersten Training in rund einem Monat bereits den gesamten Kader für die neue Spielzeit zusammen hat, stuft Heidel nach 32 Jahren im Fußballgeschäft als unrealistisch ein. "Das hat noch nie geklappt“, lacht der gebürtige Mainzer. Der Markt verändere sich stetig, in England gehe es mit den Transfers beispielsweise erst Anfang Juli richtig los.

Niemand ist unverkäuflich, niemand muss verkauft werden

Leandro Barreiro und Jae-sung Lee, die Svensson als "wichtige Spieler" beschreibt, seien nach jetzigem Stand auch in der kommenden Saison Teil des FSV-Teams, Heidel möchte aber nichts ausschließen. Es gebe bei Mainz 05 keine unverkäuflichen Spieler, abgeben müsse man aber auch niemanden, führt der 60-Jährige weiter aus. Aktuell sei man jedenfalls weder mit anderen Klubs noch mit Beratern in Gesprächen über mögliche Abgänge, das Geschäft könne sich jedoch schnell ändern und dann müsse man überlegen. "Wichtig ist uns, dass wir eine gute Saison spielen“, so der Vorstand, dafür könne man auch mal "nein" sagen und einen Spieler notfalls im darauffolgenden Sommer ablösefrei gehen lassen. "Das ist nie unser Wunsch, aber wir können es uns erlauben.“

Mit potentiellen Neuzugängen sei man hingegen bereits in Gesprächen, die Kaderplanung laufe grundsätzlich aber ganzjährig und beginne nicht erst mit Ablauf einer Saison. "Jetzt kommt vielleicht die Zeit, in der man sich ein bisschen intensiver damit beschäftigt“, berichtet Svensson. "Man muss den Markt kennen und wir besprechen immer Spieler, haben alle unser Gebiet und versuchen Infos zu sammeln, damit jeder voneinander profitiert. So sind wir am stärksten“, erklärt der 05-Trainer mit Blick auf die Zusammenarbeit zwischen Trainer, sportlicher Leitung und Scouting-Abteilung.

Während Mey Papela (re.) im Sommer von seiner Leihe nach Sandhausen an den Bruchweg zurückkehrt, bleibt Paul Nebel (li.) ein weiteres Jahr beim Karlsruher SC.

So geht’s mit den Leihspielern weiter

Die verliehenen Spieler werden unterdessen zunächst allesamt zurückkehren, sofern sie nicht woanders unter Vertrag stehen, erläutert Heidel. Paul Nebel wurde ein weiteres Jahr an den Karlsruher SC verliehen wird. "Er fühlt sich dort wohl und wir waren uns mit dem KSC schnell einig. Im nächsten Jahr bekommen wir dann hoffentlich einen Bundesliga-Spieler zurück“, sagt Heidel. Auch Niklas Tauer kommt noch nicht wieder nach Mainz und wird auch 2023/24 für Schalke 04 auflaufen.

Andy Lucoqui werde von Hansa Rostock zurückkommen, habe am Bruchweg aber ebenso wie Ronaël Pierre-Gabriel, der zuletzt zu Espanyol Barcelona ausgeliehen war, eher keine Perspektive. Bei Mey Papela hingegen sei der Fall anders gelagert: Das Eigengewächs habe beim SV Sandhausen eine gute Entwicklung genommen und werde die Saison beim FSV beginnen. "Er ist ein junger Spieler und wir gucken nach der Vorbereitung, wie groß die Chance ist, dass er bei uns zu Einsätzen kommt. Sollte diese gering sein, wird man nochmal darüber nachdenken müssen, ansonsten ist Mey ein Spieler aus dem eigenen Bereich, auf den wir durchaus setzen können", ordnet Heidel ein.